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Musik und Emotionen im Coachingprozess – überraschend einfach Ziele erreichen

Montagmorgen, unterwegs ins Büro. Aus den Kopfhörern ertönen die ersten Takte eines Songs aus deiner Jugendzeit. In Sekundenschnelle siehst du das Bild deiner ersten grossen Liebe vor dir. Du erinnerst dich daran, wie ihr euch das erste Mal umarmt habt und schwelgst in alten Erinnerungen. Vielleicht spürst du dabei sogar, wie es mit der Zeit in deiner Herzgegend angenehm warm wird.

Heute weiss man, dass all unsere einmal erlebten Gefühle irgendwo in unserem Körper abgespeichert sind und dass es grundsätzlich möglich ist, diese Gefühle zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu spüren – die angenehmen, aber auch die unangenehmen. Die meisten von uns haben schon öfters die Erfahrung gemacht, dass Musik ein ideales Instrument ist, um Gefühlserinnerungen auszulösen. Bis heute kann zwar nur ein kleiner Teil von dem, was da genau passiert, wissenschaftlich erklärt werden. Den weitaus grösseren Teil wissen wir vor allem aufgrund unserer eigenen, ganz persönlichen, Erfahrungen. Es scheint so zu sein, dass wir einerseits durch Musik an eigene Gefühle erinnert werden können. Andererseits können Gefühle durch Musik auch ausgedrückt und übertragen werden. An Konzerten erleben wir, wie Musik einen ganzen Raum zu füllen vermag und wie das Publikum die Emotionen, die von der Musik ausgehen, aufnimmt und darauf reagiert. Man kann sogar sagen: Hier findet über Musik und Emotionen Kommunikation zwischen Musiker:innen und Publikum statt.

Vorläufiges Fazit: So wie Musik etwas mit Schwingungen und Energie zu tun hat, haben auch Gefühle etwas mit Schwingungen und Energie zu tun. Zudem scheint über Musik ein kommunikativer Austausch möglich zu sein.

Szenenwechsel: Du nimmst an einem geschäftlichen Meeting teil und beobachtest, wie zwei verschiedene Personen das Gleiche erzählen – allerdings mit völlig unterschiedlicher Wirkung auf ihr Umfeld. Während man den Inhalt des Gesagten bei der ersten Person kaum zur Kenntnis zu nehmen scheint und sogleich darüber hinweggeht, kennt die Begeisterung über den gleichen Inhalt bei der zweiten Person kaum Grenzen. Nach dem Meeting gehen einige der Teilnehmenden sogar zu dieser zweiten Person und bedanken sich bei ihr nochmals für diesen Super-Input. Was ist hier passiert?

Auch hier geht es um den Austausch von Energie und Schwingung. Auch hier geht es um Kommunikation – diesmal jedoch auf der sprachlichen Ebene. Hier wird deutlich, dass im verbalen Austausch oft nicht der Inhalt, sondern die Energie, die hinter den Worten steckt, entscheidend dafür ist, ob sich jemand in einer Gruppe Gehör verschaffen kann oder nicht. 

In meiner langjährigen Tätigkeit als Assessor gehört es zu meinen Kernaufgaben, andere Menschen und deren Verhalten im sozialen Kontext möglichst präzise wahrzunehmen und daraus Schlussfolgerungen über vorher definierte Kompetenzen abzuleiten. Dabei ist es selbstverständlich, sowohl auf der verbalen als auch auf der non-verbalen Ebene aufmerksam zu beobachten, was zwischen den involvierten Personen genau abläuft. Im Verlaufe der Jahre bin ich dabei immer mehr zur Überzeugung gelangt, dass letztlich fast jeder kommunikative Austausch zwischen Menschen auch als Austausch von Schwingungsenergie verstanden und beschrieben werden kann und dass eine solche Betrachtungsebene sogar eine weitaus differenziertere Wahrnehmung der Kommunikation erlaubt. Unser eigener Körper dient uns dabei insofern als wichtiges Hilfsmittel und als Informationskanal, als die erwähnten Schwingungen im eigenen Körper wahrgenommen werden können. Dazu braucht es natürlich etwas Übung.

Ein eng damit zusammenhängendes Phänomen wird im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs auch unter dem Begriff der «Spiegelneuronen» behandelt. Demnach scheint es in unserem Gehirn Nervenzellen zu geben, die sowohl beim Beobachten als auch beim Erleben desselben Gefühls aktiv sind. So sagt man beispielsweise nicht ohne Grund, dass Lachen ansteckend ist. Denn bei lachenden Menschen sind teilweise die gleichen Nervenzellen aktiv wie bei Menschen, die lachenden Menschen zusehen. Genau aus diesem Grund werden die Zuschauer:innen mit der Zeit auch zu lachen beginnen, weil in ihnen die gleichen Nervenzellen aktiv sind. Warum ist das so? Es scheint etwas zu geben, das uns auf irgendeine Art miteinander verbindet, ohne dass man es genau lokalisieren oder definieren kann. Der Begriff der Schwingung ist eine Möglichkeit, dieses Phänomen zu benennen.

Wenn also Musik Schwingung ist, die in uns tiefe Emotionen auslösen kann und wenn sogar die zwischenmenschliche Kommunikation von diesen Schwingungen stark beeinflusst wird, dann lohnt es sich wohl, sich eingehender damit zu beschäftigen. Das Bild, dass wir Menschen stets von Schwingungsenergie umgeben sind, die uns formt und unser Verhalten mitbestimmt, bildet denn auch die Grundlage meines Coaching-Ansatzes. 

Ich benutze dabei das Medium der Musik als Orientierungsrahmen und zugleich als «Energielieferanten», um dem Coachee ganz neue Klang- und Erfahrungswelten zu eröffnen. Wer gern Musik hört, hat die Erfahrung gemacht, dass wir durch Musik Energie schöpfen können. Wer sich schon intensiver mit Musik auseinandergesetzt hat, der weiss auch, dass bestimmte Musikrichtungen das Lebensgefühl einer ganzen Generation wiedergeben können. Sei es nun Rock’n’Roll, Soul, Hip-Hop, Rap, Reggae, Ethno, Blues, Rock oder Pop. Es geht dabei immer auch um Energie. Mit dem Medium der Musik ist es möglich, bestimmte Stimmungen, Gefühlslagen und Lebens-Grundhaltungen auszudrücken und unmittelbar erlebbar zu machen. Dabei habe ich in meinen Coachings einen pragmatischen Ansatz gewählt und unterscheide zwischen den folgenden drei Energiefeldern, denen ich ganz bestimmte Musik zuordne:

  • Der Themenbereich von Urvertrauen, Sicherheit und Lebenskraft. Hier liegt das Ziel darin, ganz im Hier und Jetzt zu sein, präsent zu sein und dem Leben zu vertrauen. Geeignete Klänge und Rhythmen, die uns dabei unterstützen können, sind beispielsweise in der afrikanischen Musik mit ihren kraftvollen Trommelschlägen zu finden. Taucht man in diese Musik ein, spürt man sofort die Verbundenheit mit der Erde.
  • Der Themenbereich von Freude, Lachen, aber auch von Aggression. Hier liegt die Aufgabe darin, eigene Emotionen bewusst als solche wahrzunehmen, sie auszudrücken und im sozialen Austausch auch aktiv zu nutzen. Wenn wir auf der emotionalen Ebene wissen, was wir wollen, dann ist es oft einfacher, uns für unsere Interessen einzusetzen und uns auch in einem kompetitiven Umfeld durchzusetzen. Hier gibt es – je nach Gefühlslage – eine Vielzahl von Musikrichtungen, die uns dabei unterstützen können, in die gewünschte emotionale Energie einzutauchen.
  • Schliesslich der ganze Bereich von Empathie und Selbstfürsorge. Hier geht es schliesslich darum, dass wir mit Musik unsere «Herzen öffnen», um Mitgefühl, Toleranz und Akzeptanz spüren und leben zu können – sowohl uns selbst als auch den anderen Menschen gegenüber. Hier kennen wir wohl alle eine Menge an passender Musik, die wir damit verbinden. Wir können diesen Effekt ganz bewusst einsetzen, um auch in diesem Bereich noch kraftvoller zu werden und diese Energie noch gezielter in unseren Alltag zu bringen.


Mit Hilfe umfassender Klang- und Erfahrungswelten ist es für den Coachee möglich, sich auf spielerische Art mit seinen persönlichen Themen und Entwicklungsfeldern auseinanderzusetzen und dabei gleichzeitig Energie zu tanken. Je leichter dieser Zugang für den Coachee wird, desto näher kommt er dabei seiner ganz eigenen Energie. Und darin liegt letztlich das Hauptziel in den allermeisten Coachingprozessen.

Bob Schneider, Mai 2024

Bob Schneider
24.05.2024Bob Schneider
Tags: Emotionen erleben